Der "perfekte Zeitpunkt" – ein Mythos?
Ich höre diese Frage in meinen Beratungen ständig: "Wann sollten wir kaufen – vor dem Baby oder danach? Wenn das Kind in den Kindergarten kommt? Oder besser warten bis zur Einschulung?"
Die ehrliche Antwort: Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt. Jedes Zeitfenster hat Vor- und Nachteile. Was es aber gibt, sind bessere und schlechtere Phasen – je nach eurer Lebenssituation. Mehr dazu auch in meinem umfassenden Guide: Hauskauf mit Kindern – Der ehrliche Ratgeber.
Als ich mein zweites Kind bekommen habe, stand bei uns der Umzug in ein größeres Haus an. Ich kann dir sagen: Die Kombination aus Schlafentzug, Stillzeiten und Immobiliensuche war... herausfordernd. Rückblickend hätte ich entweder vorher kaufen sollen oder ein Jahr warten.
Was ich aber auch gelernt habe: Es geht trotzdem. Mit guter Organisation und einem Partner, der mitzieht, ist fast alles machbar.
Die 5 Zeitfenster im Überblick
Lass mich dir die verschiedenen Optionen ehrlich aufschlüsseln:
Ihr wisst, dass ihr Kinder wollt, aber es ist noch nicht konkret? Das ist ein ideales Zeitfenster.
Vorteile
- Maximale Flexibilität bei Besichtigungen
- Beide Partner voll arbeitsfähig = bessere Bonität
- Ruhe zum Renovieren und Einrichten
- Keine Zeitnot wegen Platzmangel
Nachteile
- Kinderzimmerplanung ist Spekulation
- Standort-Anforderungen noch unklar
- Evtl. zuerst "zu viel" Platz
Ehrlich? Wenn es nicht unbedingt sein muss, würde ich warten.
Vorteile
- Baby noch gut tragbar bei Besichtigungen
- Oft in Elternzeit = mehr Zeit tagsüber
- Motivation für Eigenheim ist hoch
Nachteile
- Schlafmangel = schlechte Entscheidungen
- Reduziertes Einkommen (Elternzeit)
- Wenig mentale Kapazität für große Entscheidungen
- Umzug mit Baby ist Hardcore
Mein persönlicher Favorit – hier passt vieles zusammen.
Vorteile
- Kind schläft meist durch = ihr auch
- Noch keine Kindergarten-Bindung
- Kind kann kurz "mitlaufen"
- Beide wieder im Job = volles Einkommen
Nachteile
- Trotzphase kann Besichtigungen spannend machen
- Kinderbetreuung für Termine organisieren
- Evtl. 2. Kind geplant = nochmal alles offen?
Geht gut, aber beachtet die Kindergarten-Situation.
Vorteile
- Kind kann Wünsche äußern (eigenes Zimmer!)
- Kann sich selbst beschäftigen
- Familienplanung meist abgeschlossen
Nachteile
- Kindergarten-Freunde = Kind will nicht umziehen
- Kita-Platz im neuen Ort finden (!)
- Weniger Zeit bis Einschulung
Wenn ihr den Schulstandort kennt, ist vieles klarer.
Vorteile
- Standort ist durch Schule fixiert
- Platzbedarf lässt sich berechnen
- Kind kann helfen beim Umzug
- Eigenkapital hatte mehr Zeit zu wachsen
Nachteile
- Schulwechsel ist schwieriger als Kita-Wechsel
- Kind hat feste Freundschaften
- Jahre in Mietwohnung "verloren"
Wenn ihr könnt, kauft VOR dem Kindergartenstart oder NACH der Einschulung. Die Phase dazwischen (4-6 Jahre) ist schwieriger, weil ihr dann entweder einen Kita-Platz im neuen Wohnort finden müsst (Wartelisten!) oder das Kind aus seinem sozialen Umfeld reißt.
Besichtigungen mit Kindern organisieren
Kinder und Hausbesichtigungen – das kann funktionieren, wenn man es klug plant:
Strategie 1: Abwechseln
Ein Elternteil besichtigt, der andere bleibt mit dem Kind zuhause. Bei der zweiten Besichtigung dann tauschen – so habt ihr beide ungestörte Zeit UND könnt die Reaktion des Kindes beobachten.
Strategie 2: Netzwerk nutzen
Großeltern, Freunde, Nachbarn – nutzt euer Netzwerk für wichtige Termine. Der Notartermin mit einem Dreijährigen auf dem Schoß? Keine gute Idee.
Strategie 3: Timing beachten
Besichtigungen nach dem Mittagsschlaf, nicht kurz vor der Müdigkeitsgrenze. Ein übermüdetes Kind ist der größte Stressfaktor.
Checkliste: Kind bei der Besichtigung dabei?
- Snacks und Getränke einpacken
- Lieblingsspielzeug oder Buch dabei haben
- Besichtigungstermin auf Kind abstimmen (nach Schlafen, vor Hunger)
- Ersatzkleidung im Auto (Garten erkunden kann dreckig werden)
- Realistische Erwartungen haben – wird nicht perfekt sein
- Zweite Besichtigung ohne Kind planen für Details
Hauskauf während der Elternzeit – geht das?
Kurze Antwort: Ja, aber es ist komplizierter.
Das Problem: Banken rechnen mit eurem aktuellen Einkommen. Während der Elternzeit ist das Elterngeld – meist deutlich weniger als euer Gehalt.
Die Lösung:
- Arbeitgeberbescheinigung: Lasst euch vom Arbeitgeber bestätigen, welches Gehalt ihr nach der Elternzeit bekommt
- Früh anfangen: Finanzierungszusage VOR der Elternzeit holen, wenn ihr wisst dass ein Kind kommt
- Beide Partner einbeziehen: Wenn ein Partner weiter voll arbeitet, ist die Bonität besser
Manche Banken lehnen Finanzierungen während der Elternzeit kategorisch ab. Andere sind flexibler. Ich kenne die Unterschiede aus 16 Jahren Erfahrung – sprecht mich an, wenn ihr unsicher seid.
Praktische Tipps aus meiner Erfahrung
Nach über 500 begleiteten Familien weiß ich, was funktioniert:
1. Puffer einplanen
Mit Kindern dauert alles länger. Rechnet bei der Suche 6 Monate mehr ein als ihr denkt. Lieber entspannt suchen als unter Druck.
2. Kompromisse definieren
Was ist euch wichtiger: Nähe zur Kita oder der zusätzliche Garten? Einigt euch VOR der Suche auf eure Prioritäten.
3. An die Zukunft denken
Euer Dreijähriger wird irgendwann ein Teenager. Plant nicht für heute, sondern für die nächsten 15-20 Jahre.
4. Den Partner einbeziehen
Hauskauf ist Teamarbeit. Wenn einer Vollzeit arbeitet und der andere in Elternzeit ist, muss trotzdem beide gleich viel mitentscheiden. Sonst gibt's später Frust.
5. Professionelle Hilfe holen
Mit kleinen Kindern habt ihr wenig Zeit und Energie. Eine gute Beratung spart euch beides.
Der Hauskauf mit kleinen Kindern ist wie der Hauskauf ohne Kinder – nur mit weniger Schlaf, mehr Logistik und der ständigen Frage "Ist das sicher für die Kleinen?". Aber es lohnt sich. Denn am Ende steht nicht nur ein Haus, sondern ein Zuhause für eure Familie.
Häufige Fragen
Es gibt gute Zeitfenster: Vor der Schwangerschaft (maximale Flexibilität), im Kleinkindalter 2-4 Jahre (vor Kindergarten-Bindung), oder nach Schulstart (Standort steht fest). Vermeide die ersten 12 Monate nach der Geburt – da hast du genug um die Ohren.
Ja, aber es ist komplizierter. Banken rechnen mit reduziertem Einkommen. Tipp: Lass dir vom Arbeitgeber eine Bescheinigung über dein Gehalt nach der Elternzeit geben. Manche Banken akzeptieren das als Berechnungsgrundlage.
Am besten abwechselnd: Ein Elternteil besichtigt, der andere bleibt mit dem Kind zuhause. Bei der zweiten Besichtigung das Kind mitnehmen, um zu sehen wie es auf das Haus reagiert. Wichtige Termine (Notar, Bank) ohne Kind planen.
Nicht unbedingt. Der Vorteil nach Schulstart: Der Standort ist klar. Der Nachteil: Ein Schulwechsel ist für Kinder schwieriger als ein Kita-Wechsel, und ihr habt Jahre in einer Mietwohnung verbracht. Wägt ab, was für eure Situation passt.
Du willst den vollständigen Familien-Guide?
In meinem ausführlichen Ratgeber "Hauskauf mit Kindern" findest du alles: Checklisten, Finanzierungstipps, Standortwahl und wie du die richtigen Kompromisse findest.
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