Die unbequeme Statistik: So sieht die Realität aus
Lass uns ehrlich sein: Der Immobilienmarkt ist nicht fair. Während manche mit 25 Jahren dank Erbschaft oder Schenkung ihre erste Immobilie kaufen, kämpfen andere jahrelang um das nötige Eigenkapital.
Diese Zahl ist keine Kritik an denen, die Unterstützung bekommen – Eltern wollen ihren Kindern helfen, das ist verständlich. Aber sie zeigt: Als Arbeiterkind startest du mit einem Handicap.
Weitere Zahlen, die du kennen solltest:
- Durchschnittliche Schenkung zum Hauskauf: 50.000-80.000€
- Durchschnittliches Eigenkapital bei Erstkäufern: 20-25% des Kaufpreises
- Durchschnittliches Alter beim Erstkauf (ohne Erbe): 38-42 Jahre
- Durchschnittliches Alter beim Erstkauf (mit Erbe): 28-32 Jahre
Der Unterschied? Etwa 10 Jahre. Genau so lange habe ich selbst gebraucht.
Mein persönlicher Weg: 10 Jahre vom Traum zur Realität
Ich bin Uta, Arbeiterkind aus einer Mietwohnung. Meine Eltern hatten nie Eigentum, und eine Schenkung oder Erbschaft zum Hauskauf war keine Option. Als ich mit 25 Jahren zum ersten Mal davon träumte, ein Haus zu kaufen, hatte ich 0€ Eigenkapital und ein Einstiegsgehalt.
Es hat 10 Jahre gedauert – 10 Jahre diszipliniertes Sparen, Verzicht auf Luxusurlaube, ein gebrauchtes Auto statt Neuwagen, und Gehaltsverhandlungen, die sich gelohnt haben. Mit 35 Jahren habe ich es dann geschafft: Mein erstes Eigentum, komplett ohne Hilfe der Familie. Wie genau ich das gemacht habe, zeige ich dir in meinem 5-Jahres-Plan zum Eigenkapital aufbauen.
Heute, nach 16 Jahren in der Branche, weiß ich: Es geht. Aber es geht anders als bei anderen.
Mein Weg war nicht der einzige – aber er hat mir gezeigt, dass es möglich ist. Und diese Erfahrung bringe ich heute in meine Arbeit mit über 500 Familien ein, die ich beim Hauskauf begleitet habe.
Die 4 realistischen Wege ins Eigentum ohne Erbe
In meinen 16 Jahren als Finanzierungsberaterin habe ich vier Wege gesehen, die für Arbeiterkinder tatsächlich funktionieren:
Weg 1: Der Marathon-Sparer (mein Weg)
Strategie: Über Jahre konsequent 15-25% des Nettoeinkommens sparen, Lifestyle-Inflation vermeiden, Gehaltserhöhungen direkt auf das Sparkonto.
Zeitrahmen: 7-12 Jahre
Vorteile:
- Maximale Unabhängigkeit – du schuldest niemandem etwas
- Bessere Zinskonditionen durch höheres Eigenkapital
- Mehr Verhandlungsspielraum beim Kauf
Nachteile:
- Dauert lange
- Erfordert Disziplin über Jahre
- Immobilienpreise können schneller steigen als dein Sparkonto
Weg 2: Die Einkommens-Rakete
Strategie: Fokus auf Karriere und Einkommenssteigerung. Gehaltssprünge durch Jobwechsel, Weiterbildung oder Selbstständigkeit nutzen.
Zeitrahmen: 5-8 Jahre
Beispiel aus meiner Praxis: Eine Kundin kam mit 32 zu mir, Einkommen 3.200€ netto. Durch einen strategischen Jobwechsel und eine Zusatzqualifikation stieg ihr Gehalt in 4 Jahren auf 5.800€ netto. Mit der höheren Sparrate und besseren Bonität konnte sie nach 5 Jahren kaufen.
Weg 3: Der Kompromiss-Käufer
Strategie: Nicht das Traumhaus in der Traumlage, sondern das machbare Objekt – oft kleiner, ländlicher oder renovierungsbedürftig.
Zeitrahmen: 3-5 Jahre
Konkret:
- Statt 400.000€ im Speckgürtel → 280.000€ im Umland
- Statt 130m² → 95m²
- Statt bezugsfertig → renovierungsbedürftig (Eigenleistung!)
Viele meiner Kunden haben mit einem "Starter-Objekt" begonnen – einer kleinen Wohnung oder einem einfachen Haus. Nach 7-10 Jahren, wenn Gehalt und Eigenkapital (durch Tilgung) gewachsen sind, steigen sie in ihr Traumobjekt um. Das funktioniert oft besser als jahrelang auf das perfekte Haus zu warten.
Weg 4: Die Vollfinanzierung (mit Vorsicht!)
Strategie: Finanzierung mit 100-110% – nur die Kaufnebenkosten selbst aufbringen.
Zeitrahmen: 1-3 Jahre
Eine Vollfinanzierung ist nur unter bestimmten Bedingungen sinnvoll: Sicheres, überdurchschnittliches Einkommen (ab 5.000€ netto), krisenfester Job (Beamte, Ärzte, IT), und Puffer für Rücklagen. Der Zinssatz liegt 0,5-1% höher als bei 20% Eigenkapital – das kostet über 30 Jahre zehntausende Euro extra!
Wie viel Eigenkapital brauchst du wirklich?
Die Faustregel "20% Eigenkapital" stammt aus einer anderen Zeit. Hier ist, was 2025 realistisch ist:
| Eigenkapital | Situation | Typischer Zinssatz | Empfehlung |
|---|---|---|---|
| 0-5% | Nur Kaufnebenkosten | +0,8-1,2% Aufschlag | Nur bei sehr hohem Einkommen |
| 10-15% | Nebenkosten + kleiner Puffer | +0,3-0,5% Aufschlag | Realistisches Minimum |
| 20-25% | Solide Basis | Standardzins | Gute Balance |
| 30%+ | Komfortzone | -0,1-0,2% Nachlass | Optimal, aber nicht nötig |
Meine Empfehlung für Arbeiterkinder: Mindestens 10-15% anstreben. Das bedeutet bei einem Kaufpreis von 400.000€:
- Kaufnebenkosten (ca. 12%): 48.000€
- Kleiner Puffer: 5.000-10.000€
- Ziel-Eigenkapital: 55.000-60.000€
Der realistische Zeitplan: Wann kannst du kaufen?
Basierend auf meiner Erfahrung mit hunderten Familien:
Notgroschen aufbauen (3-6 Monatsgehälter), Konsumschulden tilgen, automatischen Sparplan einrichten (mindestens 500€/Monat), Haushaltsbudget optimieren.
Sparrate auf 700-1.000€/Monat erhöhen, Gehaltsverhandlung führen, Nebeneinkommen prüfen, erste Immobilienrecherche starten.
Zielregion festlegen, Besichtigungen beginnen, Finanzierungsangebote einholen, Kaufnebenkosten-Puffer erreichen.
50.000€+ Eigenkapital erreicht, optimale Finanzierung abschließen, Kaufvertrag unterschreiben!
Wichtig: Dieser Zeitplan basiert auf einem Haushaltsnettoeinkommen von ca. 4.500€ und einer Sparrate von 15-20%. Bei höherem Einkommen geht es schneller, bei niedrigerem entsprechend langsamer.
Diese 5 Fehler solltest du unbedingt vermeiden
Aus meiner Beratungspraxis weiß ich: Diese Fehler kosten Arbeiterkinder Jahre auf dem Weg ins Eigenheim:
Fehler 1: Zu lange auf das "perfekte" Objekt warten
Während du wartest, steigen die Preise oft schneller als dein Eigenkapital wächst. Manchmal ist ein "gutes" Objekt besser als ein hypothetisch "perfektes" in 5 Jahren.
Fehler 2: Lifestyle-Inflation
Gehaltserhöhung? Super! Aber wenn das Geld direkt in ein größeres Auto, teurere Urlaube oder die schickere Wohnung fließt, kommst du nie ans Ziel. Jede Gehaltserhöhung sollte zu mindestens 50% ins Eigenkapital fließen.
Fehler 3: Keine Strategie haben
Sparen ohne Ziel und Zeitplan funktioniert nicht. Du brauchst eine konkrete Zahl (dein Eigenkapital-Ziel) und einen konkreten Termin.
Fehler 4: Die falschen Vergleiche
Dein Studienfreund hat mit 28 gekauft? Schön für ihn – vermutlich mit Hilfe der Eltern. Vergleiche dich nicht mit Menschen, die unter anderen Voraussetzungen gestartet sind.
Fehler 5: Zu wenig Puffer einplanen
Eigenkapital ist nicht nur für die Bank. Nach dem Kauf kommen: Umzug, Renovierung, neue Möbel, unerwartete Reparaturen. Plane mindestens 10.000€ extra ein.
Der Hauskauf ohne Erbe ist wie ein Marathon, nicht wie ein Sprint. Du wirst Läufer sehen, die schneller sind – aber die haben oft einen Vorsprung bekommen, den du nicht hattest. Konzentriere dich auf dein eigenes Tempo und dein eigenes Ziel. Am Ende zählt nur, dass DU ankommst.
Häufige Fragen zum Hauskauf ohne Erbe
Ja, ein Hauskauf ohne Erbe ist auch 2025 absolut möglich. Du brauchst dafür mindestens 10-15% Eigenkapital, ein stabiles Einkommen und eine gute Strategie. Es dauert länger als mit Unterstützung der Eltern, aber es ist machbar – ich habe es selbst als Arbeiterkind geschafft.
Als Minimum solltest du die Kaufnebenkosten (10-15% des Kaufpreises) plus einen Puffer von 5.000-10.000€ selbst aufbringen können. Bei einem Kaufpreis von 400.000€ bedeutet das etwa 50.000-60.000€. Mehr Eigenkapital bedeutet bessere Zinsen und mehr Verhandlungsspielraum.
Je nach Einkommen und Sparrate typischerweise 5-10 Jahre. Mit 500€ monatlicher Sparrate erreichst du in 7-8 Jahren etwa 50.000€ Eigenkapital. Wer seine Karriere parallel pusht und auf 800-1.000€ Sparrate kommt, kann es in 5-6 Jahren schaffen.
Eine Vollfinanzierung (100-110%) ist nur unter bestimmten Bedingungen sinnvoll: sehr sicheres Einkommen ab 5.000€ netto, krisenfester Job und ausreichend Rücklagen. Der Zinssatz ist 0,5-1% höher – das kostet über 30 Jahre zehntausende Euro extra. Für die meisten Arbeiterkinder empfehle ich, lieber etwas länger zu sparen.
Du willst den vollständigen Guide?
In meinem ausführlichen Artikel zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du als Arbeiterkind ohne Unterstützung der Eltern ins Eigenheim kommst – mit konkreten Zahlen, Checklisten und meiner persönlichen Strategie.
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