Makler-Tricks durchschauen: Was dir beim Hauskauf verschwiegen wird

Keine Zeit? Hier die Kurzfassung

Die 12 häufigsten Makler-Tricks: Künstliche Verknappung, Zeitdruck, "andere bieten mehr", Bieterverfahren, selektive Infos, versteckte Mängel. Gegenmittel: Nie unter Druck setzen lassen, immer schriftlich, eigene Recherche, 2. Meinung holen. Makler arbeiten für Verkäufer!

Makler sind nicht deine Freunde. Ich weiß, das klingt hart. Aber nach 16 Jahren in der Immobilienbranche habe ich gesehen, wie selbst nette, seriös wirkende Makler Taktiken anwenden, die dich tausende Euro kosten können. In diesem Guide zeige ich dir die 12 häufigsten Tricks – und wie du dich dagegen wehrst.

Paar bei Hausbesichtigung mit Makler - skeptisch und aufmerksam bei der Verhandlung
Mit dem richtigen Wissen die Taktiken der Makler durchschauen

Warum Makler so handeln (es ist das System)

Bevor ich die Tricks aufdecke, musst du verstehen, warum Makler so handeln. Es geht nicht um „böse Menschen" – es geht um falsche Anreize im System.

Die Provision-Falle

Ein Makler verdient nur, wenn ein Verkauf stattfindet. Seine Provision (2,38-3,57% vom Käufer) hängt vom Kaufpreis ab. Das bedeutet:

  • Je höher der Preis, desto mehr verdient der Makler.
  • Je schneller der Verkauf, desto effizienter für ihn.
  • Je weniger du fragst, desto einfacher für ihn.

Rechenbeispiel

Bei einem Kaufpreis von 400.000€:

  • Makler-Provision (3,57%): 14.280€
  • Wenn du 20.000€ runterhandelst: Sein Verlust nur 714€
  • Er hat also wenig Interesse, den Preis zu senken!

Für wen arbeitet der Makler wirklich?

Der Makler hat einen Vertrag mit dem Verkäufer. Er ist rechtlich verpflichtet, dessen Interessen zu vertreten. Nicht deine. Das vergessen viele Käufer.

Warum ich das sage

Ich habe 16 Jahre mit Maklern zusammengearbeitet. Viele sind nett, professionell und ehrlich. Aber selbst die besten stehen in einem Interessenkonflikt, wenn es um deinen Kaufpreis geht.

Das ist kein Vorwurf – das ist das System. Und genau deshalb brauchst du jemanden auf deiner Seite.

1
Die künstliche Verknappung
„So viele Interessenten!"

Der Trick: Der Makler erzählt dir von „unzähligen Interessenten", „Massenbesichtigungen" und „Entscheidungsdruck".

„Diese Immobilie ist sehr begehrt. Wir hatten am Wochenende 40 Besichtigungen, und mehrere Interessenten haben schon Angebote abgegeben."

Warum es funktioniert: Verknappung ist einer der stärksten psychologischen Trigger. Wenn wir glauben, etwas könnte weg sein, wollen wir es mehr – und handeln schneller.

Die Wahrheit: In den meisten Fällen sind die Zahlen übertrieben. „40 Besichtigungen" bedeutet oft: 40 Anfragen per E-Mail, davon 15 Besichtigungen, davon 3 ernsthafte Interessenten.

So konterst du

„Verstehe. Wie viele konkrete Angebote liegen denn vor? Und können Sie mir sagen, ob diese Angebote zum Angebotspreis sind oder darunter?" – Die meisten Makler werden ausweichend antworten. Das sagt dir alles.

2
Der Zeitdruck-Klassiker
„Entscheiden Sie sich schnell!"

Der Trick: Dir wird suggeriert, dass du sofort entscheiden musst – sonst ist die Immobilie weg.

„Der Verkäufer möchte bis Freitag eine Entscheidung. Danach nimmt er das andere Angebot an."

Warum es funktioniert: Unter Zeitdruck treffen wir emotionale, keine rationalen Entscheidungen. Wir übersehen Mängel, akzeptieren höhere Preise und verzichten auf Prüfungen.

Die Wahrheit: In 90% der Fälle ist das Ultimatum künstlich. Der Verkäufer will verkaufen – und ein seriöser Käufer, der eine Woche mehr braucht, ist ihm lieber als ein unsicherer, der sofort zusagt.

So konterst du

„Ich verstehe. Ich bin sehr interessiert, aber eine Entscheidung über mehrere hunderttausend Euro treffe ich nicht unter Zeitdruck. Wenn die Immobilie dann weg ist, war es nicht die richtige für mich." – Bleibt sie meistens nicht.

3
Das Bieterverfahren
„Geben Sie Ihr bestes Angebot ab"

Der Trick: Statt eines festen Preises werden Käufer gegeneinander ausgespielt. Jeder soll sein „bestes Angebot" abgeben.

„Wir führen ein Bieterverfahren durch. Bitte geben Sie bis nächsten Mittwoch Ihr finales Angebot ab. Es gibt keine Nachverhandlung."

Warum es funktioniert: Die Angst, zu niedrig zu bieten und zu verlieren, treibt die Preise. Käufer bieten oft 5-15% über dem eigentlichen Wert.

Die Wahrheit: Bieterverfahren sind legal, aber immer zum Vorteil des Verkäufers. Du weißt nicht, was andere bieten – und der Makler kann behaupten, was er will.

So konterst du

Biete nur, was die Immobilie dir wert ist – nicht mehr. Lass dich vorher unabhängig beraten über den realen Marktwert. Wenn du überboten wirst, war es nicht dein Haus. Im Bieterverfahren gewinnst du oft nur, wenn du zu viel bezahlt hast.

4
Die selektive Information
„Das habe ich nicht gewusst"

Der Trick: Der Makler verschweigt nicht direkt – aber er erzählt auch nicht von selbst. Was du nicht fragst, erfährst du nicht.

Typische verschwiegene Informationen:

  • Geplante Bauprojekte in der Nähe (neue Straße, Hochhaus)
  • Lärmquellen zu bestimmten Zeiten (Einflugschneise, Gewerbe)
  • Vergangene Wasserschäden oder Schimmelprobleme
  • Streitigkeiten in der Eigentümergemeinschaft
  • Anstehende teure Sanierungen (Dach, Fassade, Heizung)
  • Altlasten auf dem Grundstück
So konterst du

Stelle konkrete Fragen und lasse dir alles schriftlich bestätigen. Nutze meine Checkliste (am Ende des Artikels) für alle Punkte, die du erfragen musst. Und: Hole immer eine unabhängige Prüfung vor dem Kauf.

5
Das „Andere bieten mehr"
Die Geister-Konkurrenz

Der Trick: Wenn du versuchst zu verhandeln, tauchen plötzlich andere Interessenten auf, die angeblich mehr bieten.

„Ihr Angebot von 380.000€ ist interessant, aber wir haben ein anderes Angebot über 395.000€ vorliegen. Können Sie nachziehen?"

Warum es funktioniert: Du kannst nicht überprüfen, ob das stimmt. Die Angst, das Haus zu verlieren, lässt dich höher bieten.

Die Wahrheit: Manchmal gibt es tatsächlich andere Angebote. Oft aber nicht – oder nicht in der genannten Höhe. Es ist eine der ältesten Verhandlungstaktiken.

So konterst du

„Das verstehe ich. Mein Angebot steht bei 380.000€, das ist mein Maximum basierend auf meiner Finanzierung und dem Marktwert. Wenn die anderen mehr bieten, verstehe ich, dass Sie das nehmen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg damit."

In 7 von 10 Fällen meldet sich der Makler in den nächsten Tagen wieder.

6
Die Besichtigungs-Inszenierung
Staging & Timing

Der Trick: Die Besichtigung wird inszeniert, um die Immobilie im besten Licht zu zeigen – buchstäblich.

Typische Inszenierungen:

  • Timing: Besichtigung zur sonnigsten Tageszeit (Süd-Seite vormittags, Nord-Seite nachmittags)
  • Duft: Frischer Kaffee, Kekse im Ofen, Blumen – alles für Wohlfühl-Atmosphäre
  • Möbel: Kleinere Möbel lassen Räume größer wirken
  • Licht: Alle Lampen an, auch tagsüber
  • Abwesenheit: Keine persönlichen Gegenstände, damit du dich „einleben" kannst
So konterst du

Fordere eine zweite Besichtigung zu einer anderen Tageszeit an. Idealerweise abends (wie ist die Beleuchtung?) und an einem Wochentag (Lärm durch Verkehr?). Und bring ein Maßband mit – miss die Räume selbst nach.

7
Der emotionale Hebel
„Hier werden Ihre Kinder glücklich"

Der Trick: Der Makler spricht gezielt deine Emotionen an – Familie, Zukunft, Sicherheit, Kinderzimmer, Garten.

„Stellen Sie sich vor, wie Ihre Kinder hier im Garten spielen. Das große Zimmer wäre perfekt als Kinderzimmer – mit dem Blick in den Garten. Hier könnten Sie endlich ankommen."

Warum es funktioniert: Emotionale Entscheidungen fühlen sich richtig an. Und wenn wir uns ein Bild gemalt haben, wollen wir es nicht mehr loslassen.

Die Wahrheit: Das Kinderzimmer kann überall sein. Der Garten auch woanders. Deine Familie wird auch in einem anderen Haus glücklich – vielleicht in einem, das 30.000€ weniger kostet.

So konterst du

Trenne Besichtigung und Entscheidung. Geh raus, schlaf drüber, rechne nochmal. Frag dich: „Würde ich das auch kaufen, wenn es 50.000€ teurer wäre?" Wenn nein, bist du am Limit – und solltest kritischer sein.

8
Das Exposé-Theater
Schöne Bilder, halbe Wahrheiten

Der Trick: Das Exposé zeigt die Immobilie von ihrer Schokoladenseite – Weitwinkel-Fotos, bearbeitete Bilder, selektive Informationen.

Typische Exposé-Tricks:

  • Weitwinkel-Fotos: Lassen Räume 30-50% größer wirken
  • Professionelle Bildbearbeitung: Himmel blauer, Gras grüner
  • Selektive Perspektive: Der hässliche Nachbar-Bau fehlt
  • „Wohnfläche ca.": Das „ca." kann 10-15% Unterschied bedeuten
  • Baujahr vs. Sanierungsjahr: „Saniert 2020" – aber was genau?
So konterst du

Vertrau keinem Exposé. Fordere den Grundriss mit Maßen an. Lass dir die Wohnflächenberechnung zeigen. Und: Fahr vorher alleine vorbei – ohne Termin, ohne Makler. Schau dir die Umgebung an.

9
Die versteckten Mängel
„Das ist bei älteren Häusern normal"

Der Trick: Mängel werden als „normal", „typisch" oder „kosmetisch" heruntergespielt.

„Der kleine Fleck an der Decke? Das ist bei Altbauten normal, einfach überstreichen. Die Risse in der Fassade? Nur oberflächlich, das hat jedes ältere Haus."

Die häufigsten Mängel, die verkannt werden:

Makler sagt Könnte bedeuten Kosten
„Kleiner Fleck an der Decke" Wasserschaden, Schimmel 5.000 - 30.000 €
„Oberflächliche Risse" Setzungsschäden, Fundament 10.000 - 100.000 €
„Heizung läuft noch" Austausch überfällig 15.000 - 35.000 €
„Dach wurde gewartet" Neueindeckung nötig 20.000 - 60.000 €
„Fenster sind original" Keine Isolierverglasung 10.000 - 25.000 €
So konterst du

Vor dem Kauf: Gutachter beauftragen! 500-1.000€ für einen Bausachverständigen können dir 50.000€ Folgekosten ersparen. Das ist die beste Investition, die du machen kannst.

10
Der Finanzierungs-Trick
„Ich kenne da jemanden..."

Der Trick: Der Makler empfiehlt einen „guten Finanzierungsberater", der „immer alles hinbekommt".

„Ich arbeite seit Jahren mit einem Finanzierungsexperten zusammen. Der ist schnell und bekommt auch schwierige Fälle durch. Soll ich den Kontakt herstellen?"

Das Problem: Der Finanzierungsberater bekommt vom Makler eine Empfehlungsprovision – oder umgekehrt. Sein Interesse ist, den Deal abzuschließen, nicht dir die beste Finanzierung zu finden.

So konterst du

Suche dir deinen eigenen Finanzierungsberater, idealerweise einen unabhängigen Vermittler, der mehrere Banken vergleicht. Und hol dir immer mindestens 3 Angebote von verschiedenen Banken.

11
Die Nachverhandlungs-Blockade
„Der Preis ist fix"

Der Trick: Der Makler signalisiert, dass Verhandlung zwecklos ist – bevor du überhaupt versuchst zu verhandeln.

„Der Verkäufer ist sehr preisbewusst und hat klare Vorstellungen. Der Angebotspreis ist bereits fair kalkuliert – da ist kein Spielraum."

Die Wahrheit: In 80% der Immobilienverkäufe wird verhandelt. Der durchschnittliche Verhandlungsspielraum liegt bei 5-10% des Angebotspreises. „Kein Spielraum" heißt oft: „Ich will nicht verhandeln, weil das Arbeit macht."

So konterst du

Verhandle trotzdem – immer. Formuliere dein Angebot schriftlich mit Begründung (Mängel, Marktwert, Vergleichsobjekte). Und: Verhandle direkt mit dem Verkäufer, wenn möglich. Manchmal ist der flexibler als der Makler suggeriert.

12
Der „So ist der Markt"-Satz
Die ultimative Totschlag-Phrase

Der Trick: Bei jeder kritischen Frage wird auf „den Markt" verwiesen – als ob der Preis naturgesetzlich wäre.

„So ist der Markt eben gerade. In dieser Lage zahlen Sie das. Letztes Jahr war es noch teurer."

Warum es funktioniert: „Der Markt" klingt objektiv und unverhandelbar. Es entmutigt, bevor du anfängst zu denken.

Die Wahrheit: „Der Markt" ist eine Sammlung individueller Transaktionen. Jede Immobilie ist anders, jeder Verkäufer hat andere Beweggründe, jede Verhandlung ist einzigartig. Es gibt keinen Preis, der „so sein muss".

So konterst du

„Danke für die Einschätzung. Können Sie mir 3 vergleichbare Verkäufe aus der Gegend zeigen, die diesen Preis rechtfertigen?" – Wenn der Makler das nicht kann, ist „der Markt" nur ein Gefühl, keine Tatsache.

Fazit: So schützt du dich

Nach all diesen Tricks – hier die gute Nachricht: Du bist jetzt vorbereitet. Und mit Wissen kommt Macht.

Die 7 goldenen Regeln im Umgang mit Maklern

  1. Lass dich nicht hetzen. Gute Entscheidungen brauchen Zeit.
  2. Vertraue keinem Exposé. Prüfe alles selbst.
  3. Verhandle immer. In 80% der Fälle ist Spielraum.
  4. Hol dir einen Gutachter. 500€ können 50.000€ sparen.
  5. Frag konkret. Was nicht gefragt wird, wird verschwiegen.
  6. Trenne Emotion von Entscheidung. Schlaf drüber.
  7. Hab immer einen Plan B. Das macht dich stärker in Verhandlungen.

Deine Fragen-Checkliste für jede Besichtigung

Wie lange steht die Immobilie schon zum Verkauf?
Was ist der Grund für den Verkauf?
Gibt es ein Gutachten oder einen Energieausweis?
Wann wurde das Dach zuletzt saniert?
Wie alt ist die Heizung? Welche Energieträger?
Gab es Wasserschäden oder Schimmel?
Was sagen die WEG-Protokolle (bei Eigentumswohnungen)?
Sind größere Sanierungen geplant (und eingepreist)?
Wie sind die Nachbarn? Gibt es bekannte Konflikte?
Gibt es geplante Bauvorhaben in der Nähe?

Warum ich auf deiner Seite stehe

Ich war 16 Jahre in der Branche. Ich kenne die Tricks, weil ich gesehen habe, wie sie funktionieren. Und ich habe gesehen, wie Familien zu viel gezahlt haben, weil niemand ihnen geholfen hat.

Genau deshalb habe ich RockImmos gegründet: Um auf der Seite der Käufer zu stehen. Nicht des Verkäufers. Nicht des Maklers. Nur auf deiner.

Wenn du jemanden suchst, der mit dir zur Besichtigung geht, die richtigen Fragen stellt und für dich verhandelt – dann bist du bei mir richtig.

Bereit, den nächsten Schritt zu gehen?

Meine kostenlose Anleitung zeigt dir die 5 größten Hürden beim Immobilienkauf – damit du sie nicht selbst machen musst.

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Uta Möllmann - Immobilienökonomin mit 16 Jahren Branchenerfahrung

Über Uta Möllmann

Immobilienökonomin · 16 Jahre Branchenerfahrung · Käufer-Beraterin

Uta kennt die Tricks der Branche von innen. Nach Jahren auf der „anderen Seite" hilft sie heute Käufern, die richtigen Entscheidungen zu treffen – ohne über den Tisch gezogen zu werden.

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